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5.; Der Untertan. Im Schlaraffenland

zwei Romane
Author: Search for this author Mann, Heinrich
Statement of Responsibility: Heinrich Mann
Year: o.J.
Publisher: Gütersloh, Bertelsmann
Volume: 5.
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Branch: Palais Walderdorff Locations: Romane Mann / 1. OG Roman-Abteilung Status: available Reservations: 0 Due date: Lending note:

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"Der Untertan": Heinrich Mann erzählt die Aufstiegsgeschichte des Kleinstadtpotentaten Diederich Heßling, der um 1870 geboren wird: ein symbolträchtiges Datum, das den Protagonisten als Repräsentanten der spätgründerzeitlichen Epoche erscheinen lässt. Im Zentrum der Lebensgeschichte Heßlings stehen die Jahre 1890-97. Diederich erfährt seine frühe Prägung als empfindsames Kind eines Kleinunternehmers, das in seiner Individualität gebrochen wird durch die als schrankenlos erfahrene Macht des Vaters und anderer "furchtbarer Gewalten" vom "lieben Gott" bis zum Schullehrer, denen das Kind Gehorsam leisten muss. Der Heranwachsende entwickelt gegenüber Machtpersonen autoritäre Unterwürfigkeit, gegenüber Schwächeren hält er sich aggressiv schadlos - der Untertan als sadomasochistischer Sozialtyp wird erzogen, nicht geboren. Mit seinem Studium der Chemie in der Reichshauptstadt Berlin vollendet sich das Untertanen-Profil Diederichs: Er wird Mitglied der Studentenverbindung der "Neuteutonen", die ihn lehrt, sein Individual-Ich an das "große Ganze" von Wissenschaft, Korporation, Militär, Bürokratie, deutschnationaler Partei, Staatskirche und Monarchie abzutreten. Als glühender Monarchist kehrt Heßling aus Berlin in seine Heimatstadt Netzig zurück. Die Geschäftsübernahme der kleinen Papierfabrik seines verstorbenen Vaters gestaltet sich als bewusste Imitation des Regierungsantritts von Kaiser Wilhelm II. Es gelingt Heßling, durch Anpassung an den nationalen Zeitgeist, durch Intrigen, Denunziation und Betrug nicht nur seine Konkurrenten auszuschalten und die Papierfabrik hochzubringen, sondern auch politisch und ökonomisch die Macht in Netzig an sich zu reissen. Er wird Großaktionär einer Papier-Aktiengesellschaft und deren Generaldirektor; er schafft es, durch Manipulationen die Aktienmehrheit an sich zu bringen und seine eigene Fabrik ertragreich zu verkaufen; er kontrolliert die städtische Presse sowie die lokale Verwaltung und er wird so zur politisch einflussreichsten Person von Netzig. Sein sozialer Aufstieg vollendet sich auf der familiären Ebene. Er heiratet gezielt die begüterte Guste Daimchen und hat mit ihr drei Kinder, deren weitere Lebensgeschichte unschwer zu prognostizieren ist - der Weg des Untertanen wiederholt sich. - Mit seinem 1900 erschienenen Roman "Im Schlaraffenland" legte Heinrich Mann seine erste erfolgreiche Talentprobe als Schriftsteller ab. In diesem Buch über die Korrumpierbarkeit verarbeitete er Erfahrungen aus seinem ersten Berliner Aufenthalt - er arbeitete damals als Volontär im S. Fischer Verlag und studierte gleichzeitig als Gasthörer an der Universität - und vor allem seine Leseerfahrungen bei den Franzosen, da wieder besonders Balzac, Anatole France und Maupassant ("Bel ami"). Ein Modell des bürgerlichen, kritisch-satirischen Romans des 19. Jahrhunderts wird noch einmal musterhaft gestaltet: das Eindringen eines Außenseiters und Emporkömmlings in die Welt des Reichtums und der Macht. Wie bei Balzac ("Illusions perdues") bestimmt das Zusammenspiel von Kunstbetrieb, Zeitungsfeuilleton und Kommerz das Schicksal eines von sozusagen reinem Dichtertum träumenden, aber schwachen und für Wohlleben anfälligen Helden, der während seines Aufstiegs und seines Falls Einblick bekommt in die Mechanismen einer Gesellschaft, deren einziges Bindeglied das Geld mit seinen Möglichkeiten ist. Neben anderen Ergötzlichkeiten findet sich in diesem Buch auch der karikierende Premierenbericht über das pseudorevolutionäre Drama "Rache", worin unverhohlen Gerhart Hauptmann persifliert wird. Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung dieses Buches schrieb Heinrich Mann an Alfred Kantorowicz: "Mit 20 konnte ich gar nichts. Gegen 30 lernte ich an meinem Schlaraffenland die Technik des Romans." Der literarische Chronist des Kaiserreichs war geboren.

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Author: Search for this author Mann, Heinrich
Statement of Responsibility: Heinrich Mann
Medium identifier: eb
Year: o.J.
Publisher: Gütersloh, Bertelsmann
Works included: Im Schlaraffenland.
Volume: 5.
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Classification: Search for this systematic Romane
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Description: 862 S.
Tags: 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Deutschland, Kaiserreich, Opportunist, 1800-1899, 1800-1900, 1900-1999, Geschichte 1800-1899, Geschichte 1900-1999, Zwanzigstes Jahrhundert
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